Heute war es dann also soweit: Queen Elisabeth II wurde in London zu Grabe getragen. Vor knapp zwei Wochen waren wir in Maspalomas auf Gran Canaria als Steffen mir mitteilte, dass die Tagesschau App eine merkwürdige Nachricht am Ende der Neuigkeiten anzeigte: Alle Familienmitglieder des britischen Königshauses wurden gebeten nach London zu fliegen, da es der Queen nicht gut ginge. Steffen und ich nahmen diesen Hinweis bereits als ein Zeichen, dass es der Queen nicht gut ging. Es dauerte dann nur wenige Stunden, bis sich die Nachrichten überschlugen: Die Queen von England war gestorben.
„Wow! Was für eine Nachricht.“, dachten wir beide als wir im Fitnesscenter im Hotel standen und ungläubig auf unsere Handys schauten, damit wir glauben konnten, was wir sahen. Vor drei Wochen noch verbrachten Steffen und ich ein längeres Wochenende in London und besuchten dort unter anderem den Tower of London, in dem die Kronen des Königshauses ausgestellt werden. Leider darf man von diesen keine Fotos machen, daher blieben uns nur die Bilder, die wir im Kopf hatten. Damals liefen wir auch zum Buckingham Palace, und ich kaufte für meine Mutter eine Tasse mit dem Thronjubiläum der Queen als ein Souvenir. Dass dies einmal geschichtlichen Werte bekommen würde, hätte ich nie gedacht. Dennoch witzelten wir schon vor einigen Wochen, ob es wohl eine neue Souvenir-Tasse geben würde, und wann die Krone aus der Panzerglasvitrine geholten werden müsste. Dass es dann so schnell gehen würde, hätten wir dennoch nicht gedacht. Manchmal vergeht die Zeit echt schnell.
Heute nun war die Beerdigung von Queen Elisabeth II., die rein statistisch 95 Prozent der Weltbevölkerung bekannt war. Vielleicht ist sie damit die bekannteste Frau der Welt gewesen.
Leider mussten wir heute tagsüber arbeiten. Dennoch schauten wir eine 45-minütige Zusammenfassung der Beerdigungszeremonie, die den ganzen Tag andauerte. Und auf dem Sarg von Queen Elisabeth II. thronte die Krone, die wir neulich noch bestaunt hatten. Auch das Zepter mit dem dicken fetten Diamanten, den Steffen, als er ihn sah, als: „Nie im Leben ist das ein echter Diamant!“, begutachtete. Als er das sagte, während wir auf einer horizontalen Rolltreppe an dem Prunk der Krone vorbeigeleitet (naja: geschoben) wurden, drehte sich gleich eine deutsche Touristin neben uns um und kommentierte ganz trocken: „Doch, doch. Das ist ein Diamant. Der größte der ganzen Welt.“ Nun, dieser Diamant war heute auf dem Sarg sichtbar. Manchmal kommt mir die Welt klein vor.
Die Medien fassten die heutigen Ereignisse der Beisetzung von Queen Elisabeth II als ein „Jahrhundertereignis“ zusammen. Ich denke, dass sie damit recht behalten. Denn nicht nur ist eine Queen gestorben, die es in absehbarer Zeit nicht mehr geben wird, auch war ihre Regentschaft mit über 70 Jahren so lang, dass keiner ihrer direkten Nachfahren diese Zeitspanne erreichen kann. Prinz Charles ist schon heute sehr halt, und auch Prinz William, sein Sohn, übrigens genauso alt wie ich, wird keine 70 Jahre regieren können. Was immer also passiert, ein solches Ereignis wird in meinem Leben sicherlich kein weiteres Mal passieren. Böse Zungen in den Medien behaupten gar, dass sich die Monarchie abschaffen wird, und all die Nachfahren der Queen sich wohl richtige Jobs werden suchen müssen.
Ganz so böse sehe ich das nicht. Ich denke, dass die „Royals“, wie sie so gern bezeichnet werden, ein moralischer Kompass für Großbritannien sind, der die Bevölkerung vereint. Dabei ist es im Grunde auch egal, ob man über sie lästert, ihren Sinn hinterfragt und spöttisch auf den nächsten Ausrutscher wartet, oder ob man mit glasigem und bewunderndem Blick zu ihnen aufschaut. Die Royals verbinden ein Volk, das sonst nicht so vereint wäre. Verschwinden die Royals, verschwindet auch ein Zusammengehörigkeitsgefühl einer sehr großen Nation. Deshalb wünsche ich mir für Großbritannien, dass Prinz Charles und nach im Prinz William einen guten Job machen werden – worin auch immer dieser genau besteht. Von ihrer Mutter – oder Großmutter – haben sie sich ja lange genug ansehen können, wie ein gutes Regieren funktioniert.
Und dann war da noch der sehr unterhaltsame Aspekt in der Berichterstattung der Beisetzung. Die Moderatoren auf der ARD ließen Informationen fallen, dass der Sarg von Queen Elisabeth II. mit Blei ausgekleidet sei und es deshalb ganze acht Träger brauchte, um ihn zu stemmen. Oder, dass der Sarg auf einer Lafette (Das ist das Gestell, auf dem der Sarg beim Transport montiert wird, von Menschen gezogen wird.), da bei einer früheren Beerdigung, ich glaube, es war Queen Victoria, die Lafette noch von Pferden gezogen worden sind, die dann von den Schaulustigen so nervös wurden, dass sie mit Sarg und Lafette praktisch durchgebrannt sind. Das brachte wohl den Sarg beinahe zu Fall, weshalb man die Lafette seit 60 Jahren von Marinesoldaten ziehen lässt.
Interessant ist auch die Tatsache, dass der Vertrag, den Prinz Charles Unterscheiben musste, dass er nun die Regentschaft des Königs annimmt, und deshalb fortan König Charles III. genannt wird, beinahe nicht unterschreiben konnte, weil der Füller auslief und er aus Frust beinahe die Schale, in der der Füller lag, herunterwarf. All diese spannenden Geschichten werden wohl bleiben, wie auch das Schottenmuster auf den Rasenflächen entlang der Beisetzungsstrecke, die in den Rasen graviert worden ist. Ja, solch eine Beisetzung, die übrigens vom britischen Volk von Steuergeldern bezahlt worden ist, kann tatsächlich auch sehr unterhaltsam sein.